Ein Blog über Filme. Und das alles.
Greenberg (Noah Baumbach, 2010)

"Gerade versuche ich, mal gar nichts zu machen."
In Seminaren über die Grundlagen des Filmekritisierens wird stets gelehrt, nur über den Film zu schreiben, nicht über den Besuch im Kino. Was fürs Erste selbstverständlich und auch irgendwie banal klingt, findet man dabei wirklich häufig und eigentlich ist das auch nur logisch. Menschen, die zum ersten Mal über einen Film schreiben oder gerade damit anfangen, schreiben in der Regel nicht über den Film selbst, sondern über das Erlebnis, den Film gesehen zu haben. Was man gesehen hat, wie man sich dabei gefühlt hat – ein bisschen wie ein Schulaufsatz darüber, was man so im letzten Sommer erlebt hat. (Und manche schreiben dann eben, wie teuer das Popcorn war.) Doch letztlich, so falsch ist diese Herangehensweise an Filme und an das Schreiben darüber ja gar nicht. Erst Recht nicht, wenn sich das Kino auch im modernen Selbstverständnis gerne postuliert – sei es im Kampf gegen Raubkopien oder jüngst zur Werbekampagne der 3D-Filme – sensationelle, vergnügungsparkähnliche Erlebnisse zu liefern. Das trifft natürlich zuerst auf die großen Kinos zu, die mit monströsen Leinwänden, digitalen Projektoren und Einwegbrillen dem Blockbusterpublikum ein Zuhause geben. Ebenso wichtig jedoch, das wird ja gerne unterschätzt, ist die Erlebniswelt Kino in den kleineren Häusern. Auch die geben ja ein Versprechen und schaffen eine gewisse Erwartungshaltung beim Publikum.
Ein Film wie Greenberg ist einfach nicht gemacht, um ihn für 12 Euro in einer klimatisierten Lagerhalle zu zeigen. Der verlangt eine niedrige Zimmerdecke, eine Leinwand mit vier abgerundeten Ecken und eine Bionade Ingwer-Orange im Vorfeld. Wie im Mainzer Palatin, wo Greenberg auch sechs Wochen nach Kinostart noch läuft, damit Leute wie ich, die es 2010 selten pünktlich ins Kino geschafft haben, auch noch Ben Stiller beim Nichtstun zuschauen dürfen. Und hier passte das schön zusammen, die Atmosphären von Saal und Film. Wunderbare 100 Minuten über die vielen kleinen Fragezeichen im Leben, ruhig und schön gefilmt, mit einem tollen Ben Stiller und einem tollen Soundtrack von James Murphy.
Greenberg
USA, 2010. Regie und Drehbuch: Noah Baumbach.
Mit Ben Stiller, Greta Gerwig, Rhys Ifans, Jennifer Jason Leigh u. a.
Stichworte: 2010, ben stiller, filmtagebuch 2010, indie, noah baumbach
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