
28.11.2019, 14:19
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Stammgast
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Lord of the Toys (2018)
Als bester deutscher Dokumentarfilm auf dem Leipziger Dok-Festival 2018 ausgezeichnet.
Handlung:Der Film begleitet über mehrere Wochen das Leben einer Dresdner Gruppe von männlichen Influencern. Besonderes Augenmerk legt der Film dabei auf Max Herzberg alias "Adlersson", sowie den nur mit einer Maske im Internet auftretenden "Inkognito Spastiko". Beide sind so um die 20.
Alkohol, teilweise sehr derbe Sprüche und Scherze, Spielsucht und ständige Geldprobleme bestimmen den Alltag der Gruppe. Immer dabei sind Kameras. Nicht nur die des Filmteams für diese Doku, sondern eben auch die Handykameras der Jungs selbst. Meinung:Der Trailer erweckte auf mich noch den Eindruck, als ginge es um eine Gruppe von Rechtsradikalen. Auch wenn das sicherlich nicht ganz haltlos ist, nahm ich das während des Films ein wenig anders war. So sind sie z. B. auch mit einem Farbigen befreundet, wodurch sicherlich nicht alle ihre Verfehlungen rein gewaschen werden, es zeigt aber, dass die Wirklichkeit etwas komplexer ist.
Die gegenseitigen Beschimpfungen als Jude und Witze zum Thema Vergasung mischen sich mit Bekenntnissen zu rechter Gesinnung, von denen in der Schwebe gelassen wird, wie ernst diese nun gemeint sind oder ob es sich nur um einen Witz handelt. Ostdeutschland wird geradezu wie zum Trotz abgefeiert, obwohl die Jungs sich teilweise der Tristesse in der sie leben bewusst sind.
In erster Linie sah ich aber ein paar 20-jährige, die sich für ihr Alter ziemlich unreif benehmen und die diese ganzen rechten Anspielungen eigentlich nur aus Unbekümmertheit machen. Ändert natürlich nichts daran, dass es ein Problem ist. Hat aber eine ganz andere Dimension und zeigt dadurch viel mehr als bloß ein paar einzelne Radikale: Einen Blick auf die Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen in Ostdeutschland.
Insgesamt fand ich den Film daher viel Interessanter als zunächst gedacht. Es gab wohl auch einige kritische Stimmen zu dem Film, da er lediglich Geschehnisse zeigt, ohne zu kommentieren. Für Fans der gezeigten Influencer ermöglicht das daher auch, ihre Idole aufgrund des Gezeigten abzufeiern. Ich finde es wurde aber alles richtig gemacht. Jeder soll sich selbst sein Urteil bilden und wer diese Typen abfeiern will, der würde das auch ohne diesen Film machen.
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