Fast hatte sich Nicolas Winding Refn den Ruf, den er durch die sensationellen "Bronson" und "Drive" bekommen hatte, durch "Only god forgives" und den ebenfalls äußerst prätentiösen "Valhalla Rising" schon wieder zerstört.
Und dann kam der Neondämon.
Elle Fanning ("Super 8", "Young Ones") spielt in dieser "Black Swan"-Variante ein junges, recht unschuldig wirkendes Mädchen, das auf der Suche nach einer großen Modelkarriere in das kalte Herz von Los Angeles fällt und ihm und seinen Wolfsrudeln langsam aber sicher verfällt.
Und so leicht es wäre, den 347sten Film über die Kälte und Menschenfeindlichkeit der Model- und Starwelt der Glitzerstadt zu machen, über die verführte Unschuld und zerstörte Träume, so sehr verweigert sich der Film eben diesem zu oft beschrittenen, moralinsauren Weg.
Die Bilder sind zwar allesamt kalt und menschenfeindlich, aber sie sind auch abartig schön und anziehend. Das Böse ist geil! Und die Welt des Neondämons ist so tödlich wie verführerisch. Es ist keine Scheinwelt, denn der Schein ist das Ziel.
"The Neon Demon" ist auch kein - wie ihm oft vorgeworfen wird - "style over substance" Film. Denn, wie Ridley Scott damals schon in Bezug auf "Blade Runner" sagte, "sometimes the style IS the substance". Nicolas Winding Refn mag ein selbstverliebtes Ar***loch sein, aber darum ist er auch prädestiniert, diese Welt der Eitelkeit und des Narzissmus absolut präzise und mit diabolischer Freude zu offenbaren.
Sehr viel stringenter erzählt als "Only god forgives", aber dennoch offener und fragmentarischer als "Drive" hat er hier den - meiner Meinung nach - mutigsten und besten Weg gewählt. Der Film fühlt sich an wie eine Art Techno-Giallo nach dem Vorbild eines Mario Bava bzw. Dario Argento (und ist auch nicht gerade zimperlich bei der Darstellung von Gewalt). Untermalt mit absolut genialer Musik von Cliff Martinez und durch die Arbeit von Kamerafrau Natasha Braier ein Film, der seeehr lange nachwirkt und einen nicht mehr loslässt.
Und die nach wie vor sehr unterschätzte und viel zu selten beschäftigte Jena Malone ("Contact", "Donnie Darko", "Inherent Vice") liefert hier in der zweiten Hauptrolle eine unglaubliche Performance ab!