Die weiße Bestie / Der weiße Hund von Beverly Hills (1982) (OT: White Dog)
Filmstudios leben in der ständigen Angst, es ihrem Publikum nicht recht zu machen. Die über die letzten Jahrzehnte inflationäre Angewohnheit Filme mittels Nachdrehs aufgrund von Testvorführungen zu "verschlimmbessern", ist Legion geworden. Sorgte auch dafür, dass Filmfans inzwischen mehr als nur eine Version eines Films/ihres Lieblingsfilms besitzen (können/müssen). Weil man dann auch "wiedergefundenes Material" (ja schau einer an) nochmal vermarkten kann.
Wie auch immer.... Samuel "Shock Corridor"/"The big red one" Fullers Werk aus dem Jahr 1982 wurde von Paramount seinerzeit aufgrund von (vorab angekündigten) Protesten gar nicht erst in die US-Kinos gebracht. Nur ein paar TV-Späteinsätze gab es drüben, hierzulande reichte es zu einer (wenig beachteten) Videopremiere. In vereinzelten europäischen Ländern (Spanien/Frankreich) erreichte der tatsächlich sogar ein paar Leinwände.... Inzwischen gibt es den hierzulande auch in einer formschönen DVD-Edition.
Zumindest via PRIME war mir die Tage eine Erstsichtung vergönnt...
Die aufstrebende Schauspielerin Julie Sawyer (Kristy "Kleine Biester"/"Pirate Movie"/TV:"Eine amerikanische Familie" McNichol) fährt nächtens im bergigen Bereich von Beverly Hills einen weißen deutschen Schäferhund an.
Da sich der Besitzer auf ihre Suchanzeigen hin nicht meldet, beginnt sie das Tier binnen kurzem ins Herz zu schließen.
Bis sie realisiert, dass der Hund von seinem Halter offensichtlich fehlgeleitet wurde: er attackert - ohne Grund - farbige/negroide Mitmenschen.
Da dem unschuldigen Tier dies anerzogen wurde, will Julie, dass es umerzogen wird.
Der Tiertrainer Keys (Paul "Strasse der Verdammnis"/"Star Trek II - Der Zorn des Khan"/"Blue City" Winfield) nimmt die Herausforderung an.
Dass er Afroamerikanier ist, macht die Aufgabe so delikat wie spannend zugleich...
Das ursprüngliche Ende des Romans aus den Siebzigern, in dem die Figur des Tiertrainers den Hund von seinem Gebaren auf Farbige los zu gehen auf Weiße "umerzieht" (was wohl nur die Anhänger der "Black Panther" als Kernzielgruppe gehabt hat, Subtil ist echt anders), hat Samuel Fuller bei Erstellung des Drehbuches sofort ausgemerzt.
Das Ende ist - demzufolge - dennoch kein schönes.
Tier- bzw. Hundefreunden dürfte dabei das Herz bluten.
Die Stimmung des Filmes - der in der zweiten Hälfte seine weibliche Hauptfigur (aus nachvollziehbaren dramaturgischen Gründen) aus den Augen verliert/verlieren muss, dürfte mit den Ausschlag gegeben haben, dass die Studioexecutives die Hände bei Ansicht über dem Kopf zusammenschlugen, wie dieser Film denn für die Masse zu vermarkten wäre.
In a nutshell: gar nicht.
Dafür ist er in seiner Grundstimmung tatsächlich zu grimmig und letztendlich ausweglos.
Denn wir befinden uns hier in keinem Disney-Film.
Wer sich von diesen meinen Zeilen nicht abschrecken lässt/abschrecken lassen will, könnte ein Filmerlebnis der rauhen Art erleben, das noch den Geist der späten Siebziger Jahre atmet - bevor das Blockbusterkino der beginnenden Achtziger, das den Großteil der hier anwesenden Leserschaft prägte - die Ecken und Kanten von Filmen "abhobelte".
Weshalb die Blockbuster von MARVEL und Co heute wirken, wie aus dem Windkanal des auf breitester Front akzeptierten Geschmacks geboren.... (Rumgeheul nach dem Motto "Früher war alles besser" Ende - war es nicht, das ist dem Schreibe durchaus klar. Aber halt "anders"...)
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"God gave us our relatives; thank God we can choose our friends." - Ethel Watts Mumford - (quoted in "Mary & Max")
Geändert von scholley007 (31.07.2020 um 11:26 Uhr)
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